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Nach sieben Jahren sagt Pastor Teicke Auf Wiedersehen

Wed, 24 Jun 2020 05:00:19 +0000 von Kirchengemeinde St. Georg

Im Juni 2013 begann seine Amtszeit in den Kirchengemeinden Eisdorf/Willensen und Nienstedt/Förste mit dem Schüttenhoff in Eisdorf. Im selben Monat, nur sieben Jahre später, wollte er sich mit der Teilnahme am Schütt`nhoff Förste/Nienstedt verabschieden. Die Corona-Pandemie machte aber nicht nur seinem Vorhaben, sondern dem gesamten traditionellen Fest einen großen Strich durch die Rechnung. Die Rede ist von Pastor Wolfgang Teicke.
  
„Ich sage deswegen nicht tschüss, sondern Auf Wiedersehen“, so der Mann der Kirche, der vor sieben Jahren von Superintendent Volkmar Keil ins kirchliche Amt eingeführt wurde. Am Sonntag, 28. Juni, wird er von dem damaligen Übergangspastor der Gemeinden und heutigem stellvertretenden Superintendenten, Dr. Ing. Uwe Brinkmann, im geschlossenen Kreis in den Ruhestand verabschiedet. Eine öffentliche Feier ist aufgrund der aktuellen Gegebenheiten nicht möglich. 

Teicke, dessen Großvater und Vater schon Pastoren in Tilsit und Berlin sowie in Hann Münden und Hahnenklee gewesen waren, wird zwar als Ruheständler nach Einbeck zurückkehren, welches er 2013 nach 30 Dienstjahren verlassen hatte, doch seinen beiden letzten Kirchengemeinden wird er nicht den Rücken kehren.

Denn hier habe ihm die Nähe zu den Menschen gefallen, auch wenn er auf „kein durchgeglaubtes Pflaster“ gestoßen sei. Zwar dürfe nicht gesagt werden „Dorf ist gleich Dorf“, aber sowohl in Eisdorf und Willensen als auch in Nienstedt steht ein Gotteshaus, um das sich Gemeindeglieder bemühen. „Beide Kirchenvorstände werden für Leben sorgen.“

Manches sei hier viel unkomplizierter als in einer Stadtgemeinde. Man kennt sich, man hilft sich untereinander. Technisches Gerät wird schnell organisiert. Örtliche Betriebe und Talente unterstützen. Letztendlich sei in den Jahren zu vielen ein vertrautes Verhältnis gewachsen. „Jetzt muss ich mich trotz sehr guter Beziehungen wegen Corona im kleinem Kreis davonstehlen“, bedauert er. Habe er damals Einbeck verlassen, weil er dort wegwollte, sei jetzt von einem „Wollen“ nicht die Rede. Aber „Alles hat seine Zeit!“

So denkt er beispielsweise gerne daran zurück, wie ihm Kirchenvorsteher Dieter Rosenkranz und Gemeindekuratorin Vera Fröhlich die Kirchengemeinde Nienstedt/Förste offengelegt hatten. „Sie haben so lange an mir gearbeitet, bis ich im Dorf ankommen konnte“. In Eisdorf habe der Kirchenvorstand festgelegt: „Was der Pastor macht, ist okay“. Auch damit habe er leben können, weil hier vieles unproblematisch „weggeschafft wurde.“

Genau das mache die Zahl der pfarramtlichen Versorgung deutlich. Seien es für ihn in Einbeck 35 im Jahr gewesen, hat es hier eine Steigerung auf 90 gegeben. „So ist bestimmt keine der Gemeinden zu kurz gekommen“.

Seine Gedanken schweifen aber auch in einige besondere Highlights ab, die sich bestimmt nie aus seinen grauen Zellen verabschieden werden. Die Arbeit für die und mit den Flüchtlingen in Nienstedt und Förste. Auch die Schüttenhöffe beider Kirchengemeinden hätten ihn in ihren Bann gezogen. Glücklich sei er ebenso über den Besuchskreis, den es in Eisdorf gab und geben wird.

Besonders stolz mache ihn aber die Tatsache, dass viele seiner Konfirmanden an der Juleica-Ausbildung teilgenommen und diese als Teamer abgeschlossen haben. „Manchmal war es die Hälfte eines Jahrgangs“. Durch diesen Wunsch, sich im richtigen Umgang mit Gruppen ausbilden zu lassen, seien auch die Konfi-Fahrten beider Gemeinden entstanden. „Ich war erstaunt und auch ein bisschen glücklich, dass die Konfi-Zeit nicht so abschreckend für die jungen Menschen war, dass sie nichts mehr mit der Kirche zu tun haben wollten – im Gegenteil“.

Mindestens genau so habe es ihn gefreut, dass in beiden Gotteshäusern die Kirchen, Kapelle und Orgeln renoviert und restauriert werden konnten. „Dafür ist wenig pastorale Arbeitskraft verbraucht worden, dafür haben aktive Männer gesorgt!“

In sehr guter Erinnerung ist ihm sein österlicher Fahrradtrip durch Eisdorf, Nienstedt und Förste. Am Ostersonntag machte er sich unter dem Motto „An Gott glauben heißt, in jedem Augenblick eine rettende, schöpferische Möglichkeit sehen“ zusammen mit Rinaldo Eisel, Leiter der Musikschule in Seesen, auf den Weg durch die Ortschaften. Auch wenn das Programm jeweils nur wenige Minuten dauerte, kamen viele Anwohner auf die Balkons und aus den Häusern. „Es war – wie andere Aktionen auch – ein schönes Beispiel, Kirche ins Dorf zu bringen.“ Und in der Zeit der eingeschränkten Kontakte hätten sich Menschen besonders gefreut.

Ein Höhepunkt sei die Ausbildung und Installation einer Gemeindekuratorin gewesen. „Vera Fröhlich hat maßgeblich dazu beigetragen, dass manches geschmeidiger lief, schneller bei mir ankam und mir eine qualifizierte Tätigkeit ermöglichte. Das Wirken hier in Förste wurde auch von der Landeskirche anerkannt“.

Pastor Wolfgang Teicke erinnert daran, dass ein Pastor mit Eintritt in den Ruhestand in der Regel seine Gemeinde verlässt. Sonst könnte es Schwierigkeiten mit einer nachfolgenden Kraft im Pfarramt geben – die hier übrigens noch eifrig gesucht wird. „Ich mache den Platz frei, weil sich das gehört“.

Zumindest einmal wird er aber im kommenden Jahr nach Nienstedt zurückkommen, und zwar an dem Abend, wo die Freiwillige Ortsfeuerwehr zur Jahreshauptversammlung lädt. Denn er hat sich in das Ehrenamt des Kassenprüfers wählen lassen. 

Die Frage, was er für Hobbys als Ruheständler pflegen wird, entlockte ihm ein verschmitztes Lächeln. Vor allem freut er sich auf die Freiheit, noch mal Anlauf in ein ganz anderes Leben nehmen zu dürfen. Er schwärmt zwar von Modeleisenbahnen. Die seinige müsste aber noch etwas warten, bis er den geeigneten Platz für deren Aufbau gefunden hat. Ein bisschen mehr Zeit, für die Gitarre und natürlich auch für die Enkelkinder! Auch werde er sich nicht bloß auf seinen Motorroller, sondern ebenso auf seinen Drahtesel schwingen. Bei all dem werde er seine beiden letzten Kirchengemeinden und die Menschen, die dort leben, nicht vergessen. pb
Quelle: P. Bordfeld
Pastor Wolfgang Teicke wird nicht tschüss, sondern auf Wiedersehen sagen.
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